Kunstraum Kaisersaschern

Im September 2020 schlugen sich einige Enthusiasten eine Schneise durch das Dickicht hin zum ältesten und markantesten Gebäude der Doppelorte Kreischau/Pobles bei Lützen, der Kirche St. Gangolf. Bis ins 10. Jahrhundert zu Heinrich I. geht die christliche Baugeschichte hier im Grunautal zurück. Die nun noch vorhandenen Reste stammen aus dem 15. und 18. Jahrhundert. Schnell war allen klar, dass der magische Ort großes Potential hat. Das Grabmal von Friedrich Nietzsches Großvater liegt gleich neben der heutigen Ruine. In Pobles fand der kleine Friedrich eine gutsortierte Bibliothek vor und die im dortigen Pfarrhaus gepflegten Hausmusik- und Liebhaber-Theateraufführungen prägten ihn nachhaltig. Zugleich befindet sich unter dem Kirchhof auch die begehbare Gruft des „Edlen von Kleefeld“, eines Agrarreformers des frühen 19. Jahrhunderts. Vom Turm würde man auf die Schlachtfelder des dreißigjährigen Krieges und der Völkerschlacht 1813 blicken.

Der hier eröffnete „Kunstraum Kaisersaschern“ bezieht sich mit seinem Namen auf die imaginäre Heimatstadt, die Thomas Mann für den Helden seines Romanes „Doktor Faustus“ Adrian Leverkühn erfand, dessen Charakter von Friedrich Nietzsches inspiriert ist. An und mit ihm entfaltet Mann ein Panorama mitteldeutscher Geisteshaltung und -geschichte bis in die aufbrechende Moderne.

Der gegründete Verein machte den Ort durch erste aufsehenerregende Projekte von einer Video-Klang-Performance mit „driftmachine“ und Anton Kaun über Konzerte, Filmvorführungen, Podiumsgespräche und Lesungen zu einem überregional wahrgenommenen Treffpunkt für bildende Kunst und kulturelle Begegnung. Der in die Ruine eingebrachte raumhohe WhiteCube, über dem sich nach wie vor der Himmel öffnet, bietet beste Voraussetzungen für Kunst und Performance Openair in dichter Atmosphäre. Bereits mehrere Ausstellungsprojekte gaben dem Anspruch Form, die Spannung zwischen einer starken Historie und ihren belebenden wie dunklen Schatten im Heute sichtbar zu machen. Ziel ist, sich in weiteren Kunstprojekten mit einer vielgestaltigen, zuweilen rohen Vergangenheit und ihren Wirkungen in der Gegenwart und für die Zukunft auseinanderzusetzen.